Against the maxi-prison and the world that needs it

2015/09/20

Radio Frequenz A : Kampf gegen Maxi-Knast in Belgien

Filed under: Deutsch — lacavale @ 12:42

Download diese Beiträge des Frequenz A (anarchistischer podcast) hier:

Kampf gegen Maxi-Knast in Belgien

2015/08/13

Feuer dem Maxi-Gefängnis ! [Juli 2015]

Filed under: Deutsch — lacavale @ 12:52

Es ist eine Weile vergangen seit dem ersten und letzten Beitrag von Gefährten in Brüssel über den Kampf gegen den Bau eines Maxi-Gefängnisses. Die Idee dieses zweiten Beitrags ist nicht die selben grundlegenden analytischen Elemente zu wiederholen, die man mühelos in der ersten Ausgabe der Avalanche findet, sondern es ist ein Versuch ein bisschen tiefer auf manche diesen Kampf im besonderen und aufständische spezifische Kämpfe im allgemeinen betreffende Problematiken einzugehen.
Heute sind wir an einem Moment angekommen an dem ein Weg von zweieinhalb Jahren des Kampfes gegen dieses morbide Projekt des Staates hinter uns liegt. Alte Komplizenschaften gingen verloren, neue wurden geschmiedet. Manche Illusionen wurden zerbrochen, was uns befähigte einen klareren Blick auf das, was getan werden muss, zu kriegen und uns die Möglichkeit gibt unsere Ideen und Praktiken zu schärfen. Nur durch das Umsetzen seiner Ideen in die Praxis kann man nach richtigen Wegen suchen bestimmte Hindernisse zu überwinden – eine wahre Konfrontation zwischen der Fantasie und der Realität ist das, was uns ein besseres Verständnis davon gibt, wo wir die Lunte entzünden und die Bedeutung unserer Ideen beleuchten müssen.

Einige Veränderungen im sozialen Kontext

Während des letzten Jahres haben sich einige Elemente im sozialen Kontext, in dem wir handeln, verändert, Elemente, die wir als wichtig betrachten, hervorzuheben.
Zuallererst ist seit letztem Winter die Armee auf den Straßen Belgiens wieder erschienen um permanent Symbole möglicher islamistischer Angriffe zu beschützen. Nach der Exekution zweier vermutlicher Islamisten während einer Hausdurchsuchung in Verviers stieg der Terroralarm gegen Bullen und Bullenstationen bis zur maximalen Stufe, was die Bullen veranlasste für mehrere Wochen nicht alleine, sondern immer mit zwei Autos zu patrouillieren, ebenso wie bis heute Maschinengewehr tragende Bullen vor Polizeistationen stehen, Bullen jeden Eingang des Justizpalastes kontrollieren und Bullen Maschinengewehre während dem Patrouillieren durch die Straßen tragen.

Neben diesen Fortschritten der Repression (im Anti-Terror Klima wurden viele andere dieser „Fortschritte“ gemacht), würden wir gerne einige Aufmerksamkeit auf zwei Bewegungen sozialer Spannungen legen. Einerseits gibt es einigen Protest gegen Austeritäts-Maßnahmen, die allgemein fest durch die reformistischen Arschlecker-Gewerkschaften kontrolliert sind, aber letzten November wild wurden. Tausende Leute mit verschiedenen Hintergründen in einem mehrstündigen Kampf gegen die Bullen innerhalb von etwas, was normalerweise als ultra langweiliger Köpfe-zählender Marsch der Gewerkschaften betrachtet wird. Dieses Ereignis an der Grenze zwischen zwei Vierteln, in denen wir agitieren, kann als eine Brise frischer Luft im repressiv befriedeten Kontext Brüssels betrachtet werden. Ein Polizeimotorrad in Flammen als Reaktion auf Polizeigewalt, welche die ganze Sache auslöste, 112 Bullen im Krankenhaus, einige als Barrikaden dienende brennende Autos, manch mutwillige Zerstörung. Wenn dieser Moment der Freude aufs schärfste von allen Gewerkschaften verurteilt wurde (manche von ihnen kollaborierten sogar mit den Bullen), wurde ebenso gezeigt, dass Wut und der Wille zu revoltieren unter dem befriedeten Projekt der Gewerkschaften brodeln.

Zweitens ist während des letzten Jahres eine Koordination zwischen Leuten ohne Papieren gewachsen, was eine Reihe von Demos (es sollte erwähnt werden, dass es eine wilde Demo nach einer Verhaftung gab, etwas sehr ungewöhnliches), Besetzungen, Proteste und so weiter kreierte. Neben der Forderung nach einer generellen Regularisierung, gibt es ebenso eine Kritik an den bestehenden Grenzen, dem Massengrab im Mittelmeer gegebene Aufmerksamkeit und ein Wille die Abschiebelager zu schließen und alle Abschiebungen zu stoppen. Beide hier genannten Anzeichen der sozialen Spannung betrachten wir für unseren Kampf als relevant um Brücken zwischen unserem Kampf und der Agitation um uns herum zu bauen. Wir versuchen nicht irgendjemanden zu unterrichten, denn je mehr Unruhe auf den Straßen desto besser, genauso wie wir uns Interventionen zur Ausdehnung des Konfliktes vorstellen um den Horizont für eine explosivere Situation zu öffnen.

Ein letztes neues zu berücksichtigendes Element ist die Zadistische1 Besetzung des Geländes des zukünftigen Gefängnisses, eine Koalition zwischen bürgerlichen Nachbarn, ökologischen Aktivisten, Zadisten von überall und einigen wenigen Individuen, mit denen wir mehr zu teilen haben, sowie ein paar Gefährten, aber diese Geschichte ist solch ein Schlamassel, dass wir sie nicht vertiefen werden, sondern später dazu zurück kommen werden, wenn wir über Entsolidarisierung sprechen.

Ein fruchtbarer Boden

Was gesagt werden kann ist, dass zweieinhalb Jahre Agitation (mit unterschiedlichen Mitteln) in bestimmten Nachbarschaften eine stabile Grundlage kreiert haben, auf welcher viel erdacht werden kann. Die Stille rund um dieses Projekt des Staates wurde definitiv durch passende Mittel gebrochen (auch wenn man immer noch Leute antreffen kann, die noch nicht vom Maxi-Gefängnis gehört haben, können wir sagen, dass das Wort Maxi-Gefängnis (frz.: Maxi-Prison) allgemeiner Sprachgebrauch in bestimmten Teilen Brüssels geworden ist, was auf die Bedeutung dessen hindeutet, was eine kleine Gruppe Gefährten tun kann, da das Wort Maxi-Gefängnis ein erfundenes Wort ist, welches das Maxi-Gefängnis, sogar wenn errichtet, mit einem Geschmack des Kampfes beflecken wird), und der Vorschlag der Selbst-Organisation und direkten Aktion gegen dieses Gefängnis und die Verantwortlichen zirkuliert.
Nach einigen Referenzmomenten im Kampf (die Besetzung, welche 2013 stattfand, eine versuchte Demo und Polizeibelagerung der Nachbarschaft im Jahr 2014), entschieden einige Gefährten einen Referenzpunkt in dem Wohn-Viertel Kureghem (Anderlecht) zu eröffnen. In „Der Passage“ finden beständig Debatten, Abendessen und andere Aktivitäten rund um das Thema des Maxi-Gefängnisses und der Einschließung im allgemeinen statt, was für Leute mit verschiedenen Hintergründen Gelegenheiten schafft sich zu treffen und ihrer Zurückweisung der repressiven Offensive und der Logik des Staates im allgemeinen ein wenig Richtung zu geben.

Wenn man eine quantitative Bewertung des Projektes machen will, die Köpfe der Leute zählend, die bei jeder Öffnungszeit vorbeikommen, hat man die qualitative Bedeutung dieses Raumes nicht verstanden. Wenn wir nicht über Massen sprechen, beziehen wir uns auf interessante Begegnungen zwischen Rebellen, kritischen Denkern, unbefriedigten Leuten und Anarchisten, die über die Mittel der Zurückweisung dieser Welt diskutieren. Wenn Leute, die einander nie getroffen hätten, sich im Kontext eines Kampfes treffen, geschieht etwas interessantes. Und hier sprechen wir nicht über Treffen zwischen Repräsentanten politischer Gruppen, sondern von Individuen, die die Notwendigkeit dessen verstehen gegen dieses Projekt und den Staat auf eine direkte Weise vorzugehen. Natürlich findet der Kampf nicht zwischen den vier Wänden eines Raumes statt und die Interessantheit eines solchen Ortes um sich zu treffen und zu koordinieren hängt von der Qualität des Kampfes auf der Straße ab.
Also kreuzen die Neuigkeiten des Kampfes die Straßen einiger Nachbarschaften, sei es durch Plakate oder durch Mund zu Mund Kommunikation (manchmal zu sehr übertriebenen Geschichten führend, wie zum Beispiel eine kleine Konfrontation mit den Bullen in einen Krawall drehend oder das Einschlagen von Fenstern eines kollaborierenden Ingenieur-Büros während einer wilden Demo in ein drive-by shooting) sowie Nachrichten über stattfindende Dinge, die niemals die Medien erreichen (z.B. Konfrontationen mit Bullen) und erreichen durch diesen Raum unsere Ohren. In manchen der Dynamiken dieser Viertel teilzunehmen öffnet Perspektiven der gegenseitigen Verständigung und Solidarität.

Das Schweigen der Massenmedien

Die Polizei für ihren Teil schätzt natürlich nicht die anarchistischen Versuche in Richtung sozialer Unruhe und Aufstand und will keine Propaganda für den Vorschlag der Selbst-Organisation und Sabotage gegen dieses Maxi-Gefängnis machen. Nichtsdestotrotz wurde das Schweigen der Medien kürzlich für einige Augenblicke durchbrochen (die ermüdenden Versuche des bürgerlichen Nachbarschaftskomitees von Haren bei Seite gelassen – wo sie das Gefängnis bauen wollen – welches sein aller aller Bestes versucht die Aufmerksamkeit der Medien auf ihr politisches Programm gegen das anzuziehen, was sie fortfahren „Mega-Gefängnis“ zu nennen). Zu Beginn der letzten Treffen zwischen wichtigen Leuten um die letzten offiziellen Dokumente der für den Beginn des Baus benötigten Erlaubnisse zu bekommen, beginnt der Hauptarchitekt des Maxi-Gefängnisses seine Tränen in den Medien zu vergießen, die gewillt sind seinen Geschichten über eine letzten Winter vor seinem Haus gelegte Feuerbombe (entzündliche Flüssigkeit + Gas) zuzuhören.

Wohingegen dieses Bastard im ersten Interview jede Verantwortung abstritt, veränderte er danach die Taktik und äußert, dass er nicht verstehen kann, was so schlecht an dem Bau des Gefängnisses ist. Diese Nachricht ist der Auslöser für den sensationellen Appetit der Mediengeier, die das erste mal beginnen über direkte Aktionen zu sprechen, die gegen diejenigen stattfanden, die mit diesem Projekt Profit machen, um den anklagenden Finger in Richtung der Terroristen genannten Anarchisten zu richten. Der berüchtigte Architekt gibt an, dass so weit alle involvierten Firmen mit Schwierigkeiten zu tun hatten.

Inmitten dieser Hysterie (Journalisten, die die Existenz eines kämpferischen Anarchismus sowie einen zweieinhalb jährigen Kampf gegen den Staat und sein repressives Programm in Brüssel entdecken), wurden die Häuser einiger dieser Leute in der Kommission, die entscheidet die Erlaubnis für den Bau zu geben oder nicht, markiert. Panik traf die verantwortlichen Arschlöcher und zumindest eine von ihnen erklärte öffentlich ihren Beruf niederzulegen. Das öffentliche Treffen der Kommission selbst wurde massiv von Bullen umstellt und konnte nur nach einer Identitäts- und Taschenkontrolle besucht werden. Die Hälfte der Mitglieder der Kommission saßen im Dunkeln, so dass die Medien keine Bilder ihrer Gesichter machen konnten. Schließlich, inmitten des medialen Spektakels, betrat eine Gruppe von 15 bis 20 Personen (den Medien zu Folge) die Bundesbaubehörde und zerstörte das Modell des zukünftigen Gefängnisses ein für alle mal! Vielleicht hat unser guter Freund und Architekt de Wachtelaere dadurch verstanden, dass er nicht vor Videokameras hätte heulen sollen, da das Echo von Aktionen zu mehr Aktionen inspiriert. In Folge dieser Episode verspätete sich die Entscheidung der Kommission mehrere Male und einige Politiker erklärten öffentlich, dass sie eigentlich ebenso gegen das Projekt sind (ja genau!), bis zum Tag der anti-terroristischen Hausdurchsuchungen in vier Häusern von Gefährten und in „Der Passage“.

Bevor wir an diesen Punkt kommen, wollen wir klarstellen, dass auch wenn die Massenmedien natürlich eine sehr große Reichweite haben (bis in die Zellen der Gefangenen), dass Spektakel alles verzehrt, was es berührt, und dass es die autonome Praxis der von Gefährten verbreiteten Neuigkeiten und Ideen als auch die Diskussionen zwischen Individuen (Gefährten oder nicht) sind, die dem Kampf wahre Bedeutung geben, und nicht das von den nach Aufregung in ihren langweiligen Leben geilen Geiern verbreitete mediale Echo. Um dieses Kapitel über Massenmedien zu beenden, würden wir gerne darauf hinweisen, dass mindestens drei Bürger von Haren sich öffentlich von allen mutwillig zerstörenden Aktivitäten distanziert haben, und dass im Namen aller Einwohner des Dorfes (nun gut, wir müssen nicht an ihrer Bereitschaft selbst Politiker zu werden zweifeln), so wie es zwei „Besetzer“ der Zad im Namen der Zad getan haben (jawohl). Für alle, die von dem Nutzen der direkten Aktion überzeugt sind, scheint es weise fern von diesen Politikern zu bleiben, die es bevorzugen mit Richtern zu reden (die nebenbei ebenso begannen gegen dieses
Projekt vorzugehen, was für ein Durcheinander!), als mit Leuten, die dazu bestimmt sind, in diese zukünftige Gräueltat geworfen zu werden. Diese Art von Leuten sind eine Gefahr für jeden Steineschmeißer und sollten als solche identifiziert werden. Der staatliche Diskurs á la „Die Guten und die Bösen“ wird von diesen Miststücken wiederholt.

Hausdurchsuchungen

Nun einige Worte zu den Hausdurchsuchungen, die unter dem Vorwand der „Anstiftung zu terroristischen Akten“ und „Mitgliedschaft in einer terroristischen Gruppe“ stattfanden. Die Polizei durchsuchte vier Häuser von Gefährten und die Passage und leerte alle Orte von jeglichem Agitationsmaterial: Sticker, Plakate, Flugblätter, Broschüren, Transparente, Zeitungen und so weiter. Dieser Akt der Sabotage ist ein Zeichen des Staates, der Repression gegen unser aufständisches Projekt verkündet. Sie wollen unsere Beine abschneiden und die Leute abschrecken, die auf die eine oder andere Weise gegen den Traum des Staates von überall erbauten Gefängnissen stehen. Sie wollen Leute von der Passage abschrecken, sie wollen Leuten Angst davor machen zu sagen, was sie denken, sie wollen die Konversationen über den Angriff gegen die Bastarde dieser Welt anklagen, sie wollen Gedanken über Revolte ausrotten. Gegen diesen Terrorismus des Staates haben wir nur eine Antwort bereit: Lasst uns fortfahren sie mit ganzen Herzen zu stören. Jetzt, da wir noch draußen sind, müssen wir alles tun, was wir können, um den sozialen Frieden in diesem verrotteten Herzen der Dunkelheit zu brechen, in Europas Hauptstadt, wo wir die Widersprüche dieses Systems der Unterdrückung und Armut, des Reichtums und der Macht, überall, wo wir hingehen, direkt vor unserer Nase sehen.
Als eine Reaktion auf die Hausdurchsuchungen kamen Gefährten in einer inspirierenden Dynamik zusammen und bereiteten eine Versammlung einige Tage später vor. Die Polizei besetzte wiedereinmal das Territorium um Leute einzuschüchtern und abzuschrecken. Es muss gesagt werden, dass die Polizei wie ein Geschwür am Arsch ist, aber lasst uns nicht die ermutigenden Worte eines während dem Verteilens des Aufrufs für die Versammlung getroffenen Mannes vergessen, ermutigende Worte neben vielen anderen: „Hut ab vor euch Leuten. Ihr habt noch den Mut. Hier gibt es eine Menge Defätismus und die Leute haben sogar Angst zu sagen, was sie denken.“

Also…

Dieser Kampf war nie klar oder einfach und er wird in Zukunft bestimmt nicht einfacher werden. Es ist ein Kampf, der auf vielen Jahren der Agitationsarbeit erbaut wurde, betrieben von Gefährten, die sich mit den Themen des Gefängnisses, Abschiebelagern und anderen befassten. Der Staat wird sein Bestes tun um nicht nur einige Leute in den Knast zu stecken, sondern um alles zu zerstören, dass mit viel Mühe aufgebaut wurde, um die Geschichte eines aufständischen und kämpferischen Anarchismus auszulöschen. Wir fügen hinzu, dass wir die Zeichen der sozialen Spannung nicht immer bemerken, da sie versteckt sind, sei es, ob sie durch die Bullen zum Schweigen gebracht wurden, oder weil sie wegen der sozialen Isolation unbemerkt blieben, welche eine Bedingung der modernen Zeiten ist.
Aber auch wenn wir uns den Konsequenzen unseres Handelns nicht immer bewusst sind, von dem Ambiente einer scheinbar überall präsenten Resignation entmutigt werden, von den Bullen erschreckt werden… Brüssel kocht vor Wut und wir müssen vorbereitet sein. Der soziale Kontext dieses kleinen Landes in dem wir leben führt in Richtung einer Katastrophe (wenn wir nicht schon darin leben) und wir können einer zukünftigen Explosion sicher sein. Das Maxi-Gefängnis ist nur ein Element in dem globalen Bild, aber der Angriff gegen die Verantwortlichen ist ein klarer Hinweis für alle im Konflikt mit dem Staat und seiner beleidigenden täglichen Praxis. Dieser Kampf kann eine Referenz der Selbst-Organisation sein, die auf den Angriff auf diese miserablen Bedingungen und die das Leben erstickenden Institutionen zielt, und existiert in der Fantasie und dem Gedächtnis der Leute. Er kann anderen Mut geben, die begierig danach sind ohne Politiker oder Kompromiss zu kämpfen, Leute, die dieser Welt müde und überdrüssig sind und ihre Wut herauslassen. Das ist, was der Staat zunichte machen will, dass ist, was wir selbst aufs Spiel setzen. Es gibt ein Potential in diesem Kampf, eine soziale Dimension, die die Dinge unkontrollierbar machen kann. Es gibt so viele Leute, die die Pamphlete gelesen haben, die Plakate gesehen haben, über den Kampf gegen das Gefängnis gehört und diskutiert haben und so einen Sumpf schaffen in welchem es für die Bullen schwierig wird zu verstehen, was vor sich geht, und in dem Samen von Ideen in den Köpfen von vielen wachsen.

Lasst uns klar sein: Der Kampf gegen das Maxi-Gefängnis ist kein Kampf von Anarchisten gegen den Staat, es ist ein Kampf der sozialen Zurückweisung der alltäglichen Attacken des Staates, des Lebens zwischen den vier Wänden einer Gefängnisstadt. Diese soziale Zurückweisung kann sich jederzeit in eine Kralle verwandeln, die Bullen verscheucht, die Politiker in ihre Hosen pinkeln lässt, so wie man es in England, Syrien, der Türkei, den USA und so vielen anderen Orten gesehen hat. Wenn während dieser starken Momente der Selbst-Organisation einige klare Ideen bezüglich dem, wie und wo es den Feind zu schlagen gilt, präsent sind, ist der Staat in ernsthaften Schwierigkeiten. Das ist warum wir dem Polizeidruck nicht nachgeben sollten und nicht beginnen sollten unsere Ideen zu verstecken. Denn unsere Ideen sind stärker als Dynamit, sind Samen, die helfen können Dinge wirklich außer Kontrolle zu bringen. Die soziale Verbreitung der Selbst-Organisation und direkten Aktion ist der schlimmste Albtraum des Staates und von jedem, der den Protest kontrollieren will.

[Publiziert im Avalanche, n°5, Juli 2015]

Die Reihen durchbrechen [Mai 2015]

Filed under: Deutsch — lacavale @ 12:18

Alle in Reih und Glied. So wollen sie uns, vom ersten bis zum letzten Atemzug. In Reihen in den Klassenzimmern, an den Supermarktkassen, am Arbeitsplatz, eingereiht im Verkehr, in den Ämtern der Bürokratie, in den Wahllokalen… bis zur letzten Reihe, die der Grabsteine auf den Friedhöfen. Eine ganze Existenz wird so in der Sicherheit eines Gefängnisses gefristet, mit Muskeln, die nur benutzt werden um niederzuknien und Herzen, die nur Waren begehren.

Denn eben den Gefängnissen werden die Städte immer ähnlicher, alles wird restrukturiert, um besser überwacht, kontrolliert und durchsucht werden zu können. Die Bewohner sind wie Gefangene, die von der kapitalistischen Ausbeutung vereinnahmt und von den sozialen Zwängen gefesselt werden, auf Schritt und Tritt unter dem Auge einer Überwachungskamera. Alle mit der gleichen Illusion, dass sie durch das Flimmern der Bildschirme aus dem Alltag ausbrechen können.

Diese Gefängnisgesellschaft verspricht ein gutes Leben, verursacht aber nur Leid und Tod. Das machen die geplatzten Träume derer, die versuchen, die Grenzen zu dieser „Wohlstandsgesellschaft“ zu überqueren und die bombardierten Körper derer, die an ihren Toren rebellieren, nur zu deutlich. Wer sich die Freiheit nimmt, nicht zu betteln sondern selbstbestimmt den eigenen Weg zu gehen, wird mit einer Armee aus Gesetzgebern, Richtern, Bullen und Journalisten konfrontiert und soll unschädlich gemacht werden.

Während in Brüssel ein neues Maxi-Gefängnis gebaut wird, wird in Athen ein Sondergefängnis für rebellischere Gefangene eingeführt; während in Paris der Grundstein für den neuen Justizpalast gelegt wird, sind in Zürich und München weitere monströse Justiz- und Polizei-Zentren in Planung. Während die Mächtigen über nationale Grenzen hinweg Vereinbarungen zur Anwendung von Aufstandsbekämpfungs-Strategien treffen, beeilen sich die Forschungslabore und die Sicherheitsindustrie, den sozialen Frieden herzustellen. Und überall, von Spanien über Italien bis Griechenland, bekommen diejenigen die Repression zu spüren, die sich des untollerierbarsten Verbrechens schuldig machen: mit der Unterwürfigkeit zu brechen und andere anzuspornen, dasselbe zu tun.

Aber diese Großprojekte der Repression stoßen nicht nur auf Beifall, Schweigen und Beschwerden. Manchmal treffen sie auch auf eine entschlossene und mutige Feindschaft, wie es momentan bei der Errichtung des größten belgischen Gefängnisses der Fall ist. Die Baustelle ist noch nicht einmal eröffnet und schon häufen sich die direkten Aktionen gegen die daran Beteiligten, seien es öffentliche Institutionen oder Privatfirmen. Von Farbe bis zu Steinen, von den Hämmern zu den Flammen, von Verwüstungen zu Sabotagen, die Vielfalt der Angriffe zerfetzt jedes Strafgesetzbuch, jedes politische Kalkül, jede Einigung mit dem Staat. Und das Verlangen nach Freiheit, das sich darin zeigt, kann ansteckend werden. Überall.

MENSCHEN SIND NICHT GEBOREN UM IN REIHEN ZU STEHEN, DEN KOPF ZU SENKEN, UND AUF Die ERLAUBNIS ZU LEBEN ZU WARTEN. DAS LEBEN BEGINNT DA, WO WIR DEN KOPF HEBEN, UNSERE VERLANGEN BEWAFFNEN UND DIE MACHT ANGREIFEN: INDEM WIR ALLE REIHEN SPRENGEN.

[Internazionales poster, Mai 2015]

Konturen des Kampfes gegen den Bau eines Maxi-Gefängnisses in Brüssel [Februar 2015]]

Filed under: Deutsch — lacavale @ 12:02

Um zu erklären, weshalb anarchistische Gefährten die Entscheidung getroffen haben, einen spezifischen Kampf gegen den Bau von einem Maxi-Gefängnis in Brüssel anzugehen, erscheint es uns notwendig, einige analytische Elemente über die laufenden Umwandlungen der Stadt zu liefern, sowie auch kurz auf die Revolten, die Meutereien und die Kämpfe innerhalb der belgischen Gefängnisse der letzten Jahre zurückzukommen.

Der Kontext von Brüssel, eine entstehende europäische Metropole

Entgegen dem Bild einer gut gesicherten und toten europäischen Hauptstadt, wo der soziale Frieden herrscht, den die Autoritäten zu vermitteln suchen, bleiben die sozialen Gegensätze und Spannungen sehr präsent. Wie an anderen Orten in Europa, verschlechtern sich die Überlebensbedingungen in den armen Vierteln spürbar. Um Schluss zu machen mit den häufigen Unruhen, die die Viertel erlebt haben, Unruhen, die zwar quantitativ nicht sehr groß, aber dennoch bedeutsam waren; mit der verbreiteten Kriminalität, von der ein ständig wachsender Teil der Bevölkerung Brüssels abhängig ist, um ihr Überleben zu sichern ; und allgemeiner mit der sicherlich nicht generalisierten, aber gut spürbaren Ablehnung der Autoritäten, der Ordnungskräfte und der Gesetzlichkeit, hat die Macht eine regelrechte Offensive gestartet. Diese Offensive zur „Befriedung von Brüssel“ hat mehrere Aspekte.

Als Erstes gibt es die sehr zahlreichen Projekte, die die Neugestaltung des städtischen Raumes gemäß den Imperativen der sozialen Kontrolle und des Kapitalismus betreffen. Der Bau von Einkaufszentren, die Entwicklung neuer Vierteln auf undefinierten oder industriellen Gebieten, die Ausweitung der „Eurozone“, wo die Institutionen der Europäischen Union sich konzentrieren, der Bau eines regionalen Expresszugnetzes, abgestimmt auf das Modell von jeder Metropole, die Stadt Brüssel mit den mittleren Städten und den Dörfern im Umland verbindend, und, selbstverständlich, die Neugestaltung der armen Viertel mittels Luxuswohnprojekten und durch den Einmarsch all der Dienstleistungen, wonach es der begüterten Mittelklasse verlangt.

Zweitens wohnt man einer spürbaren Erstarkung der Repression bei. Der Personalbestand der Polizei nimmt rasch zu und macht Brüssel zur europäischen Stadt mit der größten Anzahl Bullen pro 100 Einwohner. Dieser Personalbestand wird immer mehr aufgegliedert in verschiedene Abteilungen, um spezifische Bereiche abzudecken: die U-Bahn Polizei, die Nachbarschaftspolizei, die Anti-Überfall Einheiten , die Bereitschaftseinheiten (zur Bekämpfung von Unruhen, Ausschreitungen,… 24 auf 24 Stunden verfügbar). Dann, wie in anderen Metropolen, wohnt man einer Militarisierung der öffentlichen Verkehrsmittel bei; einer (öffentlichen und privaten) Videoüberwachung, die sich beträchtlich ausgeweitet hat; einer brutalen, systematischen und mörderischen Gewalt der Polizei1; einer verschärften Verwaltung der Presse, um die Echos der Unzufriedenheiten und der Revolten zu beschränken und zu zensieren… Dem fügt sich schließlich der Bau von mehreren Bollwerken der Repression an, wie das neue Hauptquartier der föderalen Polizei im Herzen von Brüssel, der Bau des neuen NATO-Sitzes und schließlich der Bau des größten Gefängnisses Belgiens auf dem Gebiet von Brüssel (zusätzlich zu den 12 anderen neuen Gefängnissen, die bereits fertiggestellt, im Bau, oder geplant sind).

Drittens muss man auch die allgemeine Verschlechterung der Überlebensbedienungen für breite Bevölkerungsschichten von Brüssel berücksichtigen. Da gibt es, in den Augen der Macht, eine ganze Bevölkerung, die für die Wirtschaft immer „überflüssiger“ wird, und die es folglich in Schach zu halten oder aus der entstehenden europäischen Metropole zu vertreiben gilt. Der laufende Abbau des Sozialstaates (Streichung des Arbeitslosengeldes und anderer Hilfeleistungen, Verschärfung der Arbeitsbedingungen) wird die sozialen Widersprüche zweifellos vertiefen. Bereits jetzt ist die Arbeitslosigkeit in allen ärmeren Stadtteilen Brüssels höher als 25% und gemäß den offiziellen Zahlen lebt ein Brüsseler von drei von einem Einkommen unterhalb der Armutsgrenze. Vielmehr als auf die politischen Parteien, setzt die Offensive der Macht massiv auf die sehr zahlreichen, in allen Ecken Brüssels verstreuten Bürgerschafts-, Erziehungs- und Präventionsprojekte, um jedwelche Ausschreitungen zu verhindern. Gleichzeitig versucht sie, mit allen möglichen Mitteln von Propaganda oder Verschweigen, die Revolten, Unruhen und Proteste, die Brüssel kennenlernen durfte, aus der Erinnerung zu löschen. Dies taucht viele Leute in eine sinnentleerte Gegenwart, ohne Vergangenheit und ohne vielversprechende Zukunft, effektiv den Lügen und Verzerrungen der Macht ausgeliefert.

Allgemeiner betrachtet greift dieser Kampf, wie in anderen europäischen Ländern, in einen Kontext von „Sparmassnahmen“ ein, also von einer starken wirtschaftlichen Restrukturierung, die mit einer anderen Verwaltung des sozialen Konfliktes einhergeht. Jedes System, das eine Restrukturierung durchläuft, ist Gegenstand einer gewissen Anfälligkeit. Um vorzubeugen oder in der Lage zu sein, adäquat darauf erwidern zu können, restrukturieren die Staaten auch den breiten repressiven Bereich. Intensivierung der sozialen Kontrolle, Entfernung der subversiven Bedrohungen, Bau von neuen Gefängnissen und Haftzentren, immer integriertere Anwendung der Kontrolltechnologien, Bildung neuer Polizei- und Armeeeinheiten, um bei Unruhen zu intervenieren… Auch wenn die Akzente dieser Umstrukturierung in jeder Region variieren, die Logik ist dieselbe: wenn die Produktion des sozialen Friedens nicht mehr gesichert ist, bereitet sich die Repression darauf vor, auf jedes Aufwallen des sozialen Krieges zu erwidern.

Die Entscheidung für einen spezifischen Kampf gegen den Bau eines Maxi-Gefängnisses

Von 2006 bis 2011 wurden die belgischen Gefängnisse von dutzenden Meutereien, Revolten und Ausbrüchen erschüttert. Diese Agitation innerhalb der Mauern ist draußen auf solidarische Echos gestossen, sowohl von Anarchisten, wie auch von anderen Rebellen. Auch im Wissen, dass viele Leute, und übrigens immer häufiger, ins Gefängnis rein und raus gehen, ist die Frage in mehreren Vierteln von Brüssel besonders präsent.

Wenn man im Hinterkopf behält, dass auf dem Gebiet des Kampfes gegen das Gefängnis nicht wenige Erfahrungen gemacht worden sind, könnte man nun die Elemente liefern, welche die Gefährten dazu veranlasst haben, sich zu entscheiden, einen spezifischen und projektuellen Kampf gegen den Bau des Maxi-Gefängnisses zu führen. Zunächst versteht sich das geplante Kampfprojekt als ein autonomer Kampfparcours, der auf unseren eigenen Perspektiven und Zeitlichkeiten, unseren eigenen Analysen und Ideen basiert. In diesem Sinne handelt es sich nicht um eine Kampagne, die eine spezifische Situation angehen will, und auch nicht um eine anarchistische Intervention in eine breitere Protestbewegung. Wir entschieden uns für eine solche Vorgehensweise, da sie uns diejenige schien, die dem, was hier getan werden kann, am angemessensten ist, und da sie uns erlauben würde, unsere Ideen, unsere Analysen und unsere Kampfmethoden in einer aufständischen Perspektive miteinander zu verbinden.

Es ging bei dieser Entscheidung darum, einen Kampf anzugehen, der alle Aspekte der Offensive der Macht, die wir weiter oben skizziert haben, miteinschließen und uns gleichzeitig erlauben kann, eine aufständische Projektualität zu entwickeln, das heißt eine Projektualität, die sich für ein Terrain entscheidet, das die Potenzialität hat, die Feindlichkeiten gegen ein sichtbares und greifbares Projekt der Macht zu verbreiten oder auszulösen, und die sich vornimmt, die Kampfbedingungen zu kreieren, um dieses Projekt zerstören zu können. Wir sind der Ansicht, dass ein solcher Kampf gleichzeitig und während er sich allmählich entwickelt die anderen Aspekte der Offensive der Macht ins Wanken bringen, und all jenen eine Kampfmethodologie (Selbstorganisation, permanente Konfliktualität und Angriff) liefern kann, die gegen das System kämpfen wollen.

Es versteht sich von selbst, dass die Erklärung unserer Aktivitäten der letzten Zeit ein wenig „schematisch“ scheinen kann, und glauben machen könnte, dass alles einem vorgefertigten Plan entspricht. Wenn die Diskussionen über die Perspektive von diesem Kampf viel Zeit in Anspruch genommen und es erlaubt haben, gewissermassen die groben Linien von diesem Kampfprojekt auszuarbeiten, so legen wir Wert darauf, klarzustellen, dass die Aktivitäten das Ergebnis von ständigen Diskussionen, eigenständigen Initiativen, kritischen Rückmeldungen, Begegnungen mit anderen Rebellen und Gelegenheiten waren, die ergriffen wurden.

Ab Dezember 2012 haben wir versucht, in mehreren Vierteln von Brüssel präsent zu sein, indem wir den Vorschlag, gegen den Bau eines Maxi-Gefängnisses zu kämpfen, mit der Kritik der laufenden Umgestaltungen in Brüssel und dem Gefängnis an sich verknüpften. Ein wichtiger Teil der Aktivitäten besteht darin, diesen Kampfvorschlag zu verbreiten durch eine Vielzahl von autonomen Mitteln (also nicht über irgendeine Vermittlung, sich fern haltend von und stets Kritik übend an den offiziellen, gewerkschaftlichen und politischen Organisationen)2. Die Reaktionen sind im Allgemeinen enthusiastisch, während diese Aktivitäten recht oft Anlass zu reichhaltigen Diskussionen gaben. Darauf sind mehrere, mehr auf eine bestimmte Zeitperiode „konzentrierte“ Kampfinitiativen gefolgt, wie z.B. eine Woche der Agitation im Viertel von Saint-Gilles, ein Wochenende des Kampfes in Anderlecht mit der Besetzung von einem leeren Gebäude und einer ganzen Reihe von Aktivitäten, oder auch einer autonomen Demonstration und einer kleinen Besetzung von einem Platz, ebenfalls in Anderlecht. Diese Initiativen haben es erlaubt, etwas die Temperatur abzutasten. Sie haben uns auch Hinweise bezüglich der „Bereitschaft“ für den Kampf gegeben, während wir feststellten, dass viele Leute ihn unterstützen oder mit ihm sympathisierten, aber dass sie gleichzeitig oft sehr mit dem Überleben oder mit den täglich Sorgen mit den Autoritäten ausgelastet sind. Dies hat uns in der nicht-quantitativen Sicht auf den Kampf weiter bestärkt: Anstatt „die Masse“ zu suchen, setzten wir auf Komplizenschaften, die fähig sind, autonom zu handeln, und auf die Verstreuung der Revolte. Infolge dieser paar Initiativen haben wir also weiter nachgedacht über die Wünschenswertigkeit, die Wichtigkeit und die Mängel von solchen „Referenzmomenten“, und im weiteren Sinne eventuellen “Referenzpunkten”, für jene, die sich für den Kampf interessieren oder gerne andere Leute finden möchten, um den Kampf zu teilen, sowie darüber, wie Räume des Kampfes geschaffen werden können, in denen nicht nur Anarchisten, sondern auch andere Rebellen sich begegnen und eventuell dazu gelangen könnten, einige Aktivitäten des Kampfes zu koordinieren. Wenn wir in den Flugblättern und den Diskussionen anfingen, unseren organisatorischen Vorschlag genauer auszuführen, indem wir von „Kampfkreisen“ und „Kampfgruppen” gegen das Maxi-Gefängnis sprachen, so wurde Anfang Oktober 2014 auch eine Räumlichkeit, Le Passage, im Viertel von Anderlecht eröffnet. Es handelt sich um einen „Informations- und Koordinationsraum im Kampf gegen das Maxi-Gefängnis“. Es ist also einer der Punkte, wo Menschen, die daran interessiert sind, auf einer selbstorganisierten und autonomen Grundlage gegen das Maxi-Gefängnis zu kämpfen, sich begegnen, ihre Kritiken vertiefen und sich mit anderen koordinieren können.

Gleichzeitig ist dieses neue Gefängnisprojekt analytisch auseinandergenommen worden, während die möglichen Wege, es anzugreifen, ans Licht gebracht wurden. Der vorgebrachte Vorschlag ist zweierlei: das Agieren gegen die Bauunternehmen, Architekten, Finanzierer, Verwalter und anderen Verantwortlichen für den Bau (das heisst der Angriff auf das ökonomische, politische und soziale Gefüge, welches das Projekt des Maxi-Gefängnisses umgibt) und das Agieren in den Vierteln, dort, wo die Macht versucht, dieses Projekt und alles, was damit einhergeht, aufzuerlegen, indem man diese unkontrollierbar werden lässt. Wenn der erste Aspekt des Vorschlags, den wir auf der Straße und in diesem Kampf vorgebracht haben, vielleicht nicht viel mehr Erklärungen erfordert, so entspricht der zweite Aspekt im Grunde der Notwendigkeit, auf dem Terrain die Feindseligkeiten gegen das Projekt des Maxi-Gefängnisses und gegen die Umwandlung von Brüssels selbst in ein großes Konzentrationslager unter freiem Himmel, auf ein dezentrale und unvorhersehbare Weise, zu verbreiten. Die Formen, die das annimmt oder annehmen kann, sind namentlich Sabotagen der Überwachungskameras oder der Straßenbeleuchtung, Aktionen gegen die öffentlichen Verkehrsmittel, die regelrechte Achsen sind, entlang deren die Ordnung versucht, sich aufzuerlegen, Störungen und Blockaden der alltäglichen Routine, Angriffe gegen die Verteidiger der Ordnung, Sabotagen auf den Baustellen von neuen kommerziellen oder repressiven Projekten, wilde Demonstrationen,… Wenn dies dazu beiträgt, eine die Revolte begünstigende Atmosphäre zu kreieren, während die erstickende Einkreisung der Repression in den Vierteln durchbrochen wird, so erlaubt es auch, die Materialität der „neuen“ Formen von verschärfter Kontrolle der Bevölkerung aufzuzeigen, die auch für die Ausbeutung in diesen modernen Zeiten unentbehrlich sind: denn die Informations- und Energieflüsse sind die Adern von jeder Gefängnis-Stadt, Adern, die durchtrennt werden können.

Es muss noch erwähnt werden, dass der Ort, wo das neue Gefängnis vorgesehen ist, gleich neben dem „letzten Dorf von Brüssel“ gelegen ist, in Haren. Die Stimmung dort ist offensichtlich sehr viel anders als in den Vierteln von Brüssel, aber wir denken, dass es wichtig ist, auch dort eine Präsenz zu haben, und sei es nur , um zu zeigen, dass andere Formen als die gerichtlichen Rekurse oder mediatische Interventionen möglich sind, um den Bau des neuen Gefängnisses zu verhindern und zu sabotieren. Derzeit es eine Besetzung des künftigen Gefängnisgeländes im Gange, die vor allem von Aktivisten und Dorfbewohner getragen wird. Die Besetzung konzentrierte sich allgemein auf die lokale und ökologische Auswirkung, die ein neues Gefängnis haben wird, auch wenn sich dort breitere Kritiken und autonomere Formen verbreiten, die zu unternehmende Aktion zu betrachten . Es ist anzumerken, dass sich die Besetzung im Dezember “ZAD” (zone à dèfendre [zu verteidigende Zone] getauft hat, nach dem Beispiel von ähnlichen Besetzungen in Frankreich.

Unser Ziel soll unmissverständlich sein, sei es gegenüber den Gefährten oder gegenüber den Leuten, denen wir vorschlagen, einen Kampf zu teilen: wir wollen dieses Projekt zerstören, bevor es erfolgreich abgeschlossen wird, wohl wissend, dass die Zerstörung sicherlich eine materielle Tatsache ist, aber nicht nur. Es sind auch die bestehenden sozialen Verhältnisse, die es der Macht gestatten, ein solches Projekt zu realisieren oder einen solchen Fortschritt in der Intensivierung der Ausbeutung oder der Kontrolle zu machen. Gegen den Bau des Maxi-Gefängnisses zu kämpfen, heißt also auch, indem man angreift, die „Bedingungen“ dafür zu kreieren, dass er zurückgewiesen werden kann, im Denken und im Handeln. Es heißt, in den Vierteln zur Revolte zu ermutigen und einige Vorschläge von Kampfmitteln zu offerieren; es heisst auch, dazu beizutragen, dass die widerspenstigen Individuen in den Gefängnissen ihre Revolte fortsetzen können, und den Bau der neuen Gefängnisse zu kritisieren. Hier liegt der Knotenpunkt unserer Entscheidung für einen projektuellen Kampf: die Entwicklung von einem Kampfverlauf, der die Fundamente der Akzeptanz oder der Resignation, und somit der Macht selbst untergräbt.

1. Zwischen November 2013 und April 2014 zählt man fast einen Toten pro Monat während oder infolge einer Intervention der Polizei; ohne von den dutzenden, je sogar hunderten Leuten zu sprechen, die auf den Polizeistationen oder bei Festnahmen Verprügelungen, und sogar regelmäßige Folterungen erlitten haben.

2. Zum Beispiel: Flugblätter, Plakate, Sprayereien, Transparente, kleine Versammlungen, Infotische, unangemeldete Projektionen eines Kurzfilms gegen das neue Gefängnis, Diskussionen auf der Straße, die Verbreitung unseres regelmäßigen Blattes Hors Service und, seit November 2014, von Ricochets, das Bulletin des Kampfes, die Verbreitung von „Propaganda“ an festen Verteilungspunkten wie Bars, Bäckereien oder anderen Orten.

Um die Revolte zu brechen, will die Macht ein Maxi-Gefängnis [Oktober 2013]

Filed under: Deutsch — lacavale @ 12:00

Um die Revolte zu brechen, will die Macht ein Maxi-Gefängnis
Draußen wie Drinnen, niemand kann im Schatten eines Gefängnisses frei sein

Ein neues Gefängnis gegen die Revolte im Inneren…

Seit einigen Jahren wurden die Mauern der Gefängnisse von Revolten, Meutereien und Ausbrüchen, durchbohrt. Die rebellischen Gefangenen demolierten die Gefängnisinfrastrukturen, steckten Sachen in Brand, weigerten sich, nach dem Hofgang, in die Zellen zurück zu kehren und stiegen auf die Dächer um ihre Wut auszudrücken. Sie nahmen Schließer als Geiseln, öffneten für alle auf der Sektion die Zellen und griffen die Verstärkung der Polizei an.
Der Puls beschleunigt sich, die Atmung wird tiefer. In der Revolte entdecken wir die Freiheit.
Außerhalb der Mauern ballen einige die Fäuste und gehen in die Offensive. Von Demonstrationen über Attacken gegen die Firmen, die ihre Kohle mit dem Wegsperren machen. Über Hinterhalte, Schüsse gegen die Schließer vor dem Gefängnistor in Forest [Anm.d.Ü. Gefängnis im Brüsseler Viertel Saint-Gilles] und Bomben auf der Baustelle des neuen Gefängnisses von Marche-en-Famenne. Von der Organisierung von Ausbrüchen bei Unruhen in den Vierteln.
Die Mauern der Gefängnisse erwiesen sich nicht immer als ausreichend stark genug.
Jedoch, angesichts der Revolte gibt es Repression. Der Staat verkündet seit diesem Moment: Den Bau von 13 neuen modernen und effektiveren Gefängnissen. Manche sind schon im Bau, für andere sucht die Regierung noch nach Orten. Aber es ist sicher, dass auch in Brüssel, die Macht ein neues Gefängnis will. Das Größte von allen. Sie will es auf dem Gelände der Gemeinde Haren bauen, zwischen Evere und Schaerbeek. Dort, wo man heute noch im letzten grünen Stück in Haren spazieren gehen und den Horizont betrachtet kann, wollen sie Mauern, Mauern und nochmals Mauern errichten.

…. und gegen die Revolte draußen.

Es ist nicht lediglich, um die Revolten im Inneren des Gefängnissen niederzuschlagen, dass der Staat dieses neue Maxi-Gefängnis bauen möchte. Dieses Gefängnis wird auch ein unentbehrliches Element dessen sein, was die Mächtigen im allgemeinen dabei sind zu tun.
Hier in Brüssel ist die Macht gerade dabei, eine ganze Bevölkerung, ohne Scham, zu verstümmeln. Die Bauprojekte für die Machthaber und ihre Kohle wachsen wie Pilze, während der untere Bevölkerungsteil von Brüssel einmal mehr ins Elend gezwungen wird; die Mieten steigen, die Beihilfen und die Löhne sinken. Die Arbeitsbedingungen verschlechtern sich, die Gesetze für die Immigration werden verschärft.
Hier, wo das Glück erzwungen wird, muss die Macht sich vor den Unterdrückten schützen. Sich selbst und ihr Eigentum, da der Diebstahl und die Revolte immer möglich sind. Die Brutalität der miesen Bullen geht Hand in Hand mit der Niederträchtigkeit ihrer Kameras und den Spießern. Das neue Gefängnis von Haren soll 1200 Personen wegschließen. Als wenn man nicht schon genug Schläge ertragen muss, nicht genug Elend und Leid! Auch in dieser Stadt, die immer mehr einem Gefängnis ähnelt, ist es die Revolte, die uns den Sauerstoff gibt. Die Revolte gegen die Verantwortlichen dieses Lebens in Ketten. Die Revolte gegen die Tausenden Mauern, die überall um uns herum gebaut werden. Die Revolte um Frei sein zu können, um in Freiheit atmen zu können.
Wir laden folglich die ganze Welt dazu ein, gegen dieses schreckliche Projekt, des Baues eines Maxi-Gefängnisses in Brüssel zu kämpfen. Angesichts der maßlosen Arroganz der Macht, liegt es an uns, unseren Mut zu sammeln.

[Pour briser la révolte, le pouvoir veut une maxi-prison. Dedans comme dehors, personne ne peut être libre d’une prison, In: La Ruina, Oktober 2013]

Für den Aufstand [Januar 2014]

Filed under: Deutsch — lacavale @ 11:58

Auszug aus dem Flugblatt „Une journée noir à Anderlecht, allumons les torches!“ [Ein schwarzer Tag in Anderlecht, entzünden wir die Fackeln!], das am 18. Januar 2014 verteilt wurde, einen Tag nach dem Tod von Maria Chidiri, die während einer Hausdurchsuchung in Anderlecht aus dem Fenster „gefallen“ ist.

Der vorgesehene Bau des größten Gefängnisses von Belgien auf Brüsseler Boden ist bloß ein weiterer Abschnitt des Krieges, den die Macht gegen die Armen führt, ein Krieg, den sie ebenso führt, indem sie Luxuswohnungen in den ärmeren Vierteln einführt, sowie, indem sie den öffentlichen Transport militarisiert. Wenn die Macht sich sehr bewusst darüber ist, was sie dabei ist, zu tun, so liegt es an uns, ebenfalls bewusst zu sein über die Entscheidung, die sich stellt: entweder mit sich mach lassen, oder kämpfen.

Es ist vielleicht nicht die Stunde der frontalen Konfrontation mit der Macht, aber gegenüber dem Krieg, die sie gegen das Brüssel von unten angegangen hat, gilt es, wieder die Initiative zu ergreifen. Manche werden vielleicht sagen, dass wir zu wenige sind, um zu revoltieren zu wollen und zu wagen, doch im Grunde liegt die Frage nicht darin. Wenn die Macht überall ihr Kontrollnetz webt, so ist sie dennoch fern davon, allmächtig zu sein. Wenn sich der Feind massenhaft zeigt und das Territorium besetzt, wie es jede Macht logischerweise tun muss, um den Unterdrückten das Rückgrat beugen zu lassen, gilt es, als Partisanen zu handeln. Kurzum, in kleinen, mobilen und kreativen Gruppen handeln, um die Projekte der Macht zu sabotieren. Die Baustellen in Brand stecken, welche die Ankunft der Macht und des Geldes ankündigen. Die Kabel der Videoüberwachung durchtrennen. Die Abfalleimer und die Fahrzeuge von Unternehmen in lauter Fackeln der Revolte verwandeln. Den isolierten und verletzlichen Polizeipatrouillen Hinterhalte legen. In der alltäglichen Routine des Elends und der Wirtschaft Chaos provozieren, wie es jene alten Saboteure taten, welche die Elektrizität kappten, die Eisenbahnen und die Metros sabotierten, kleine Barrikaden auf den Straßenachsen errichteten, um den Verkehr zu blockieren. Und dort Raum öffnen, wo das möglich ist, um miteinander zu sprechen und sich in dem Kampf gegen die Macht zu koordinieren. Räume kreieren, zu denen die Macht keinen Zugang hat, wie Sümpfe, in denen ihre Truppen nur stecken bleiben können. Es ist auch Luft, die es braucht, frische und kräftige Luft, wenn man will, dass der Wind der Revolte weht.

Zeichne mir ein Käfig [August 2013]

Filed under: Deutsch — lacavale @ 11:58

Mehrere neue Gefängnisse befinden sich im Bau. So ist in Haren, im Norden von Brüssel, ein Maxi-Gefängnis vorgesehen. Der Staat gedenkt dadurch, sein repressives Arsenal zu stärken und immer mehr Menschen den Schatten des Knastes aufzubürden. Jedes Gefängnis atmet das Leid, jedes Gefängnis ist ein Loch, wo man versucht, das Elend dieser Gesellschaft vor den Augen des guten Bürgers zu verstecken. Anstatt die Probleme „zu lösen“, räumt das Gefängnis sie beiseite. Und es ist bloß eine Frage der Zeit, bis der Ball, der unter Wasser gehalten wird, mit voller Kraft wieder emporsteigt.

Wir sind gegen das Gefängnis, weil wir denken, dass die einzige Abhilfe für die Übel der Gesellschaft die Freiheit ist, und somit die Zerstörung von jeglicher Unterdrückung und Ausbeutung. Wir stellen uns also dem Bau von neuen Gefängnissen entgegen, die nicht fixfertig vom Himmel fallen, sondern die Arbeitskraft von Unternehmen und Architekten benötigen. Kein Gefängnis könnte gebaut werden ohne den Wettbewerb dieser Aasgeier des menschlichen Elends. Wer Käfige zeichnet, weiß, dass er zur Errichtung von einem Ort beiträgt, wo sich Leid mit Folter, Isolation mit Selbstmord, Tränen mit Wut reimt. Wer Käfige baut, weiß, dass er sich der bewaffneten Poesie von denjenigen aussetzt, die für die Freiheit kämpfen. Wer die besten architektonischen Möglichkeiten studiert, um die Häftlinge zu desorientieren, die Persönlichkeit des Gefangenen zu brechen und die Revolte zu bändigen, weiß, dass er von denjenigen, die nicht bereit sind, sich den Rängen der stummen und resignierten Ausgebeuteten anzuschließen, als Feind behandelt werden wird.

Zurzeit zeichnet sich der Bau von neuen Gefängnissen auch durch eine neue Gegebenheit aus: die Unternehmen, die aufgerufen sind, die Gefängnisse zu bauen, bleiben gleichzeitig Eigentümer der Gebäude. Der Staat seinerseits wird die Zellen mieten. Es ist nicht schwierig, zu verstehen, dass die Unternehmen alles Interesse daran haben werden, dass die neuen Gefängnisse möglichst schnell gefüllt werden. Der Staat sperrt ein, um sich zu schützen, und die Unternehmen, um Profite herauszuschlagen. Geld und Macht gehen stets Hand in Hand.

Sich den neuen Gefängnissen entgegenzustellen, verläuft logischerweise dadurch, sich denjenigen entgegenzustellen, die sie zeichnen, sie bauen, sie finanzieren, sie unterhalten und sie verwalten. Jeder Schlag, der gegen die Kollaborateure der repressiven Machenschaft des Staates ausgetragen wird, ist eine Weise, um die Baustellen der Gefängnisse zu sabotieren. Sie werden nie alle Fahrzeuge, Baumaschinen, Büros, kleinen Baustellen, Materialien, Interessen und Filialen der Gefängniskonstrukteure beschützen können. Dem ökonomischen Gefüge rund um den Bau der Gefängnisse einzuheizen, erweist sich also als ein interessanter Angriffsansatz, in Reichweite von allen, um sein Sandkorn gegen die Maschinerie der Einsperrung beizutragen.

Technische Daten

Das Komplex:
– Platz, um 1200 Männer, Frauen und Minderjährige wegzuschließen.

– 66 000 m² für zwei Untersuchungsgefängnisse für Männer, eine Haftanstalt für Männer, zwei Einheiten für Frauen und Kinder, eine Einheit für Minderjährige, ein psychiatrischer Flügel und ein Gericht, um Verlagerungen von „riskanten“ Häftlingen zu vermeiden.

– Ausgestattet mit zahlreichen Überwachungs- und Automatisierungstechnologien.

– Kostet 300 Millionen Euro.

Der Bau und die Verwaltung:
Der Vertrag ist eine Partnerschaft zwischen öffentlichem und privatem Sektor, ein Vertrag zwischen dem föderalen Staat und dem Konsortium Cafasso, der die Infrastruktur des Gefängnisses bauen und leiten wird, um sie dann an den Staat zu vermieten.

Das Konsortium Cafasso, ist: Denys, FFC Construccion, Buro II & ARCHI+I, EGM Architectes, AAFM Facility Management, M.O.O.CON, Advisers, G. Derveaux Ingénieurs, Typsa, Marcq & Roba, Vialia Sociedad Gestora de Concesiones de Infraestructuras, Macquarie Capital Group, Dr. Andrea Seelich, staatliche Bauunternehmen des föderalen Staates Belgien.

Andere in den Bau neuer Gefängnisse in Belgien involvierte Unternehmen: Eiffage, BAM, Cordeel, Interbuid, Willemen, BNP Paribas, KBC Banque, CDF Suez, Sodexo, Cegelec, ABN Amro, Socotec, Eurest. Eine komplette Liste findet sich auf der Seite www.lacavale.be

Die Termine:

Der Beginn der Bauarbeiten ist für 2015 vorgesehen

Die Eröffnung des Maxi-Gefängnisses soll 2017 sein

Kämpfen wir gegen den Bau eines Maxi-Gefängnisses in Brüssel! [Dezember 2012]

Filed under: Deutsch — lacavale @ 11:55

Seit zwei Wochen fanden in Anderlecht und Molenbeek [Anm.d.Ü. Zwei ärmere Viertel in Brüssel] die ersten Flugblattverteilungen statt, die zu einem Kampf gegen den Bau eines Maxi-Gefängnisses in Brüssel aufrufen. In verschiedenen Vierteln von Brüssel ist der Kleister der ersten Plakate gegen das Maxi-Gefängnis noch frisch.
Wir denken, dass der erste Schritt in Richtung eines kompromisslosen Kampfes gegen diese neue Monstrosität der Macht die Verbreitung der Gegeninformation ist, zu allernächst in den Vierteln, in denen wir leben und kämpfen. Denn, wenn, wie dieses erste Flugblatt erklärt, der Staat diesen Bau vorsieht, um noch mehr Arme, Ausgeschlossene und Revoltierende einzusperren, so ist es die ganze Stadt Brüssel, die ins Visier genommen wird. Immer mehr Uniformen und Kontrollen in den Straßen, Videoüberwachung überall, administrative Strafen für jeden beliebigen Scheiß, Militarisierung des öffentlichen Verkehrs, Umgestaltung der ärmeren Viertel, um “die Stadt zu säubern”, Ausweitung der Eurozone… all dies ist ein Abbild von dem Bau, der in Haren, im Norden von Brüssel vorgesehen ist. Der Bau des neuen Gefängnisses geht Hand in Hand mit der Umwandlung von Brüssel in ein großes Gefängnis unter offenem Himmel.
Lasst uns nicht warten. Wir rufen alle, die auf direkte Weise gegen dieses Projekt des Staates kämpfen wollen, dazu auf, sich unter einander zu organisieren, über die Bedeutung eines neuen Gefängnisses zu diskutieren, die Gegeninformation zu verbreiten, große und kleine Aktionen vorzubereiten und zu realisieren, um Stäbe in das Räderwerk des Staates zu stecken.
Auf dass überall Kampfzirkel entstehen. Auf dass jede Straße, jeder Platz, jeder Ort sich selbstorganisiert, um diesem wichtigen Kampf Körper und Seele zu geben. Der selbstorganisierte und direkte Kampf ist die beste und die einzige Art und Weise, um den Bau dieses Maxi-Knastes wirklich zu bekämpfen.
Kämpfen wir gegen den Bau eines Maxi-Gefängnisses in Brüssel!

[Folgender Text wurde einige tausendmal als Flyer in den Viertel Anderlecht, Saint-Gilles, Molenbeek, Anneesens und andernorts, im Dezember 2012 verteilt]

Von einem Maxi-Gefängnis…

In Haren, im Norden von Brüssel, sieht der Staat den Bau des größten Gefängnisses der belgischen Geschichte vor. Es wird sich dem Plan von neun weiteren neuen Gefängnissen anfügen. Dieses neue Gefängnis soll dem Staat ermöglichen, unter besser abgesicherten und repressiveren Bedingungen, noch mehr Menschen einzusperren. Wenn die zahlreichen Revolten, Meutereien und Ausbrüche der letzten Jahre einem Verlangen nach Freiheit Körper und Seele gegeben haben, so wird diese neue Schicht von Gefängnisbauten versuchen, es zu ersticken.
Wir brauchen nicht darum herum zu reden: das Gefängnis dient dazu, die bestehende Gesellschaft aufrechtzuerhalten. Und diese Gesellschaft ist eine in Reiche und Arme, Herrschende und Beherrschte, zwischen Meister und Sklaven geteilte Gesellschaft. Wer das Privateigentum antastet, wer gegen die Gesetze verstößt, wer den „rechten Weg“ der Resignation verlässt, um sich in die Revolte zu stürzen, der weiß, dass ihn das Gefängnis erwarten könnte.
Das in Brüssel vorgesehene Maxi-Gefängnis wird also nichts anders sein, als eine x-te Waffe der Macht, um das Verlangen nach Freiheit zu bändigen und immer mehr Aufsässige einzusperren. Und ob wir uns drinnen oder draußen befinden, sein Schatten wird eine Kette um den Hals von uns allen sein.

… zu einer Gefängnis-Stadt
Das in Haren geplante Maxi-Gefängnis ist ein Abbild von dem, was die Macht aus Brüssel machen will: die Stadt in ein Gefängnis unter offenem Himmel verwandeln. Umstrukturierung der Stadtviertel, um uns zu vertreiben (wie im Süden von Saint-Gilles, entlang des Kanals oder in Cureghem). Besetzung der Stadt durch Videoüberwachung und die Präsenz von Uniformen aller Art. Militarisierung des öffentlichen Verkehrs. Sicherung der Geschäftsviertel und der europäischen Institutionen. Ordnung muss herrschen, ein jeder ist aufgerufen, mit der Wirtschaft und der Macht im Schritt zu gehen. Auf diese Weise versucht der Staat, die Wut gegen diese Welt niederzuschlagen, die Infragestellung einer Gesellschaft zu hindern, die von der Ausbeutung und der Unterdrückung lebt.

Also: es lebe die Meuterei!
Jeder Plan kann verdorben werden, jeder Bau kann sabotiert werden, jede Macht kann angegriffen werden. Der Kampf gegen den Bau dieses Maxi-Gefängnisses muss ein direkter und offensiver Kampf sein, dies ist die einzige Möglichkeit, ihn zu verhindern. Wir können diesen Kampf nicht irgendwem anvertrauen (Parteien, Gewerkschaften,…), er muss von uns selbst ausgehen, den Gefangenen von drinnen und draußen.
Die Macht will uns weismachen, dass wir nichts tun können. Sie will sich als unangreifbar geben. Aber so liegen die Dinge nicht. Die Macht kann überall angegriffen werden, wo sie konkrete Formen annimmt: in ihren Büros, ihren Institutionen, ihren Uniformen. Und dies – diese Revolte – hängt einzig von uns selbst ab.
Lasst uns mit all unseren Kräften, auf allen Ebenen des Lebens, gegen den Traum der Macht kämpfen, der uns alle als Gefangene sehen will. Lasst uns gegen alles revoltieren, was versucht, uns einzusperren.

[Luttons contre la construction d’une maxi-prison à Bruxelles!, in: Hors Service Nr. 31, 26. Dezember 2012]

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